Vielleicht hast du schon einmal von Neurosensitivität gehört? Dieses Wort wird besonders oft im Zusammenhang mit Hochsensibilität oder Feinfühligkeit verwendet, aber das wird dem Begriff nicht ganz gerecht.
Hier zeige ich dir, was damit gemeint ist, damit du besser herausfinden kannst, ob du vielleicht sogar selbst zu dem neuro-sensitiven Personenkreis gehörst.
Denn Neurosensitivität betrifft mehr als 20% der deutschen Bevölkerung. Das ist mehr als jeder 5. Mensch!
Spannend ist vor allem, das der größte Anteil dieser Menschen sich persönlich über diesen Persönlichkeitsmerkmal gar nicht bewusst sind sondern sich meist einfach nur für irgendwie „falsch“ halten.
Was bedeutet der begriff Neurosensitivität
Vereinfacht gesagt geht es darum, wie sensitiv dein zentrales Nervensystem ist. Der Grad an Neurosensitivität besagt, wie viele Reize dein Nervensystem registrieren und verarbeiten kann.
Alle Organismen mit einem Nervensystem verfügen also über ein gewisses Sensitivitäts-levels. Laut Prof. Dr. Michael Pluess kann der Grad der Neurosensitivität je nach Mensch sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.
Somit ist eine erhöhte Neurosensitivität die erhöhte Fähigkeit, Reize wahrzunehmen und diese zu „verdauen“. Dein Nervensystem arbeitet mehr oder schneller als bei anderen. Man könnte auch sagen, du hast einen sehr wachen Geist.
Je höher deine Neurosensitivität desto empfänglicher ist dein zentrales Nervensystem und desto größer kann ein Effekt eines Reizes auf dich wirken, egal ob positiv oder negativ.
Wichtig: Es handelt sich um keine Krankheit oder Störung, sondern vielmehr eine Neigung, die laut aktueller wissenschaftlicher Forschung bereits ab der Geburt existent ist.
Hier aufgelistet findest du die bisher erfassten Persönlichkeitsmerkmale, die mit einer erhöhten Neurosensitivität einhergehen:
Hochsensibilität
Hochbegabung
hohe Intelligenz
Vielbegabung
Vielbegeisterung
Scannerpersönlichkeiten (mehr dazu findest du hier )
Feinfühligkeit
Autismus
Unterschiedliche Ausprägung
Man spricht bei der Neurosensitivität von drei Leveln der Ausprägung der Wahrnehm-ungsfähigkeit: hoch, mittel und gering.
60 Prozent aller Menschen sind dabei mittelsensitiv (nur leicht erhöht oder vermindert) und je 20 Prozent stark erhöht oder vermindert sensitiv.
Jedoch gibt es keine klaren Grenzen zwischen den neurotypischen und den neurodivergent ausgeprägten Personen (bei denen also die Sensibilität erhöht oder auch vermindert ist).
Neurosensitivität = Hochsensibel ?
Ist Neurosensitivität einfach nur ein anderes Wort für Hochsensibel?
Oft wird der Begriff Neurosensitiv als anderes Wort für Hochsensibilität verwendet, das ist aber nicht ganz korrekt. Hochsensibilität geht tatsächlich oft mit Hoch- / Neurosensitivität einher, jedoch nicht immer.
Denn neurosensitive Menschen sind zwar Vielwahrnehmer und hier schlagen wir auf jeden Fall eine Schneise zur Hochsensibilität, aber es geht dabei um mehr.
„Neurosensitivität ist KEIN anderes Wort für Hochsensibilität!“
Denn die erhöhten Wahrnehmungen finden auf einer anderen Ebene statt. Es geht „nicht nur“ darum, Gefühl und Reize vermehrt wahrzunehmen sondern kann auch bedeuten, ein vermehrtes Verlangen nach Reizen zu verspüren.
Das zentrale Nervensystem von neurosensitiven Menschen kann also in beide Rich-tungen ausschlagen, aber es schlägt auf jeden Fall aus!
Es geht irgendwie immer um das Thema „viel“: viel fühlen, viel empfinden, viel denken, viel machen wollen, viele Talente, viele Leidenschaften, viel viel viel – zu viel für ein Leben eben! ;-)
Neurosensitivität als Oberbegriff
Die Abgrenzung zwischen all den Begrifflichkeit rund um die Neurosensibilität ist nicht immer ganz einfach.
Hochbegabung, Hochsensibilität und Vielbegabung liegen alle nah aneinander, zeigen zum Teil gleiche Symptome, so z.B. Reizempfindlichkeit, Unstrukturiertheit, Unkonzentriertheit und fließen teilweise ineinander über und machen es so oft schwer, festzustellen, welches Persönlichkeitsmerkmal dahinter steckt.
Eine klare Abgrenzung ist daher nicht immer möglich und auch nicht sinnvoll. Deshalb finde ich persönlich den Begriff Neurosensitiv so schön: er umfasst die generelle erhöhte Fähigkeit der Wahrnehmung, egal in welche Richtung.
Wie ticken neurosensitive
Neurosensitivität ist keine eindeutige „Diagnose“, aber es gibt einige Merkmale, die dafür sprechen, dass dein Grad der Neurosensitivität erhöht ist.
Aber da die Neurosensitivität wie ein Chamäleon viele Gesichter hat, sind auch die Merkmale und Ausprägungen super unterschiedlich, je nachdem, in welche Richtung dein „Pendel“ ausschlägt.
Folgende Merkmale sprechen für eine erhöhte Neurosensitivität:
du fühlst dich „anders“
du fühlst viel
dir wird oft gesagt du wärst zu viel, würdest zu viel wollen oder zu viel machen
du nimmst viel wahr
du bist schnell ablenkbar
du liebst Details aber Fokus ist trotzdem schwer für dich
du bist kreativ aber oft auch unstrukturiert oder unkonzentriert
du hast ständig neue Ideen
Da vielwahrnehmende Menschen die Minderheit darstellen, passen sie sich im Alltag oft der neurotypischen Mehrheit an, ohne das groß zu hinterfragen.
Wer sich aber immer innerlich falsch fühlt und unter seinen vielen Wahrnehmungen leidet, sollte unbedingt hinterfragen, ob vielleicht eine erhöhte Sensibilität vorliegt und sein Leben danach gestalten.
Neurosensitive - und nun?
Ein überaktives Nervensystems kann bei neurosensitiven Personen zu einer Überstimulationen führen, die sich in Form von Erschöpfung und Überforderung zeigen kann und oft dazu führen, dass sich die Person komplett zurückzieht.
Daher ist es besonders für neurosensitive Personen wichtig, immer wieder in Kontakt mit sich selbst zu gehen, Grenzen zu setzen und Selbstfürsorge im Alltag zu prakti-zieren.
Sie brauchen oft besondere Strategien, um den Fokus zu behalten. Das ist genau, worauf ich mich im Laufe der Jahre spezialisiert habe. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, kontaktiere mir einfach und wir quatschen mal in Ruhe!
Der erste Schritt in die heilsame Richtung ist immer die Erkenntnis!
Ich freue mich, wenn dir der dieser Artikel geholfen hat, ein bisschen mehr über das Thema Neurosensitivität zu erfahren.
Vielleicht trifft es ja sogar auf dich zu? Ich freu mich auf jeden Fall auf deinen Kommentar.
Leb lebendig!
Deine Lissy
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